Digitale Landwirtschaft
Big Data, neue Abhängigkeiten und Ressourcenhunger
Die Digitalisierung ist in aller Munde und aus unserem Alltag ist sie kaum noch wegzudenken, dabei verspricht die Digitale Transformation die Lösung nahezu aller Probleme: Dem Fachkräftemangel wird durch die digitalisierte Arbeitswelt „4.0“ und künstliche Intelligenz begegnet. Die Auswirkungen des Klimawandels könne man mit „smarten digitalen Lösungen“ abbremsen oder gar umkehren und damit ganz nebenbei auch noch die Welt besser ernähren. Die tiefgreifende Veränderung unserer Wirklichkeit und Arbeitswelt hat inzwischen auch die elementarsten Bereiche unseres Lebens erreicht: Die Lebensmittelproduktion.
Seit knapp 15 Jahren pflügt die „Digitale Revolution“ auch den Agrarsektor um, verändert Produktionsweisen, Besitzverhältnisse und somit auch unsere Verbindung zum Acker, zu den Tieren und Pflanzen. Schon längst tragen Kühe digitale Bewegungsmelder und werden von Milchrobotern gemolken. Wetterdaten von Satellitenbildern werden von Computern analysiert und automatisiert zur Hilfe genommen, um zu entscheiden, wann Felder geerntet oder mit welchen Pestiziden sie besprüht werden.
Dr. Silke Bollmohr
030 / 420 8202-56 bollmohr[at]inkota.deDie Digitalisierung ist in aller Munde und aus unserem Alltag ist sie kaum noch wegzudenken, dabei verspricht die Digitale Transformation die Lösung nahezu aller Probleme: Dem Fachkräftemangel wird durch die digitalisierte Arbeitswelt „4.0“ und künstliche Intelligenz begegnet. Die Auswirkungen des Klimawandels könne man mit „smarten digitalen Lösungen“ abbremsen oder gar umkehren und damit ganz nebenbei auch noch die Welt besser ernähren. Die tiefgreifende Veränderung unserer Wirklichkeit und Arbeitswelt hat inzwischen auch die elementarsten Bereiche unseres Lebens erreicht: Die Lebensmittelproduktion.
Seit knapp 15 Jahren pflügt die „Digitale Revolution“ auch den Agrarsektor um, verändert Produktionsweisen, Besitzverhältnisse und somit auch unsere Verbindung zum Acker, zu den Tieren und Pflanzen. Schon längst tragen Kühe digitale Bewegungsmelder und werden von Milchrobotern gemolken. Wetterdaten von Satellitenbildern werden von Computern analysiert und automatisiert zur Hilfe genommen, um zu entscheiden, wann Felder geerntet oder mit welchen Pestiziden sie besprüht werden.
INKOTA nimmt Landwirtschaft 4.0 kritisch unter die Lupe
Eine kritische Betrachtung kommt bislang zu kurz:
- Wer sind die zentralen Akteure im Digitalisierungsgeschäft?
- Was bedeutet die Digitalisierung explizit für kleinbäuerliche Erzeuger*innen und Arbeitende in Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie weltweit?
- Inwieweit und mit welchen politischen Maßnahmen kann die Digitalisierung für den Umbau hin zu einer sozial und ökologisch gerechten Landwirtschaft genutzt werden?
INKOTA hat es sich zur Aufgabe gemacht, den weltweiten Großtrend zur Digitalisierung der Landwirtschaft kritisch zu begleiten, Analysen zu liefern und sich für die Rechte von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern stark zu machen. Mit Broschüren, Positionen, Podcasts und Videos tragen wir Hintergrundinformationen zusammen, um die rasanten Entwicklungen um die Öffentlichkeit über die Chancen und Risiken der digitalen Landwirtschaft zu informieren.
Podcast: So klingt die Digitalisierung
Der Journalist Peter Kreysler hat sich für INKOTA auf die Spurensuche begeben und die Digitalisierung der Landwirtschaft in einem dreiteiligen Podcast für uns hörbar gemacht. Von Hannover bis ins Silicon Valley ist er dafür gereist und Sie können mit dabei sein. Einfach klicken und zuhören.
Für alle, die lieber lesen, haben Teil 1, 2 und 3 auch in Text übersetzt.
Bilder zum Podcast
Die Digitalisierung reicht bis zur Software des Lebens - der DNA. Dank neuer Gentechnik-Verfahren wie der „Genschere“ Crispr/Cas9 können neue Saatgutsorten schneller entwickelt werden, wie dieser gentechnisch veränderte Mais im Gewächshaus von Bayer-Monsanto.
Bei der digitalen Landwirtschaft geht es darum, möglichst alle Daten in einer Hand zu bündeln, um sie dann automatisch abrufbar zu machen. Der Ernteertrag kann so gesteigert, die Arbeitsabläufe optimiert werden. Bäuer*innen fürchten jedoch, dass sie ihre Daten aus der Hand geben und sie so von den Anbietern der digitalen Systeme abhängig werden.
Für Bernd Voß, Landwirt und Vertreter der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, sind die Kernfragen in der Debatte um digitale Landwirtschaft: Wem gehört das Wissen? Und wem gehören die Daten?
Auch beim größten Agrarkonzern Bayer-Monsanto wird voll auf die Möglichkeiten der Digitalisierung gesetzt: Von der Erforschung von neuem Saatgut, der Entwicklung wirksamer Pestizide bis hin zur Entwicklung von neuen Instrumenten für die Präzisionslandwirtschaft.
Hubertus Paetow von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft schwärmt von Unkrautrobotern. Gleichzeitig mahnt er an, die Potentiale "digitaler Lösungen" insgesamt nicht zu überschätzen.
Auch Landmaschinenhersteller nutzen vermehrt digitale Technik. John Deere stellte gerade den neusten Roboter vor, der vollautomatisch Pestizide verspritzt. Er erkennt die Unkräuter und wird von künstlicher Intelligenz gelenkt. Auch Drohnen werden zur gezielten Unkrautbekämpfung bereits eingesetzt.
Megan Hochstrasser vom US-amerikanischen Innovative Genomics Institute programmiert RNA- und DNA-Sequenzen mit Hilfe digitaler Technik.
Neth Daño von der ETC Group befürchtet etwa für die Philippinen, dass dort durch die Digitalisierung viele Arbeitsplätze in der Landwirtschaft wegfallen werden.
Steffen Lange vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung untersucht die Chancen und Risiken von Digitalisierung in Hinblick auf den Schutz der Biodiversität.
Video-Interview: Konzernmacht in der Landwirtschaft 4.0
Agrarkonzerne wie Bayer und Deere, aber auch Internetkonzerne wie Amazon und Google sind längst dabei, sich die Hoheit über die Digitalisierung der Landwirtschaft anzueignen. Durch Fusionen verfestigen sie ihre Dominanz nicht nur in einem Sektor, sondern an mehreren Schnittstellen entlang der Agrarlieferkette. Ihre Bemühungen werden durch politische Entscheidungsträger*innen in Deutschland und anderswo unterstützt, die vor allem die Vorteile der Digitalisierung betonen und Investitionshemmnisse aus dem Weg räumen wollen.
Der Alternative Nobelpreisträger und Agrarexperte Pat Mooney beleuchtet diese Entwicklungen kritsich im Video-Interview, das INKOTA mit ihm geführt hat. Schauen Sie sich das Video an und erfahren Sie mehr darüber, wie Digitalisierung und Konzernmacht in der Landwirtschaft Hand in Hand gehen.
Pat Mooney, Träger des Alternativen Nobelpreises und Mitglied der ETC Group in Kanada zu Digitalisierung in der Landwirtschaft. Teil 1 von 3
Die Arbeit des INKOTA-netzwerk e.V. zu diesem Thema wird durch die Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit des Landes Berlin, von der Stiftung Nord-Süd-Brücken, von Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), aus Mitteln des evangelischen Kirchlichen Entwicklungsdienstes gefördert sowie durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert. Für die Inhalte ist alleine das INKOTA-netzwerk e.V. verantwortlich; die hier dargestellten Positionen geben nicht den Standpunkt der Zuwendungsgeber wieder.
