Pestizidindustrie: Studie beziffert hohe gesellschaftliche Kosten
Steuererleichterung, behördliche Regulierung, Reinigung von kontaminierten Gewässern, Treibhausgasemissionen sowie medizinischer Behandlung kosten die Allgemeinheit Milliarden
[Berlin, 3. Dezember 2021] Anlässlich des heutigen weltweiten Tags gegen den Pestizideinsatz fordert das entwicklungspolitische INKOTA-netzwerk die designierte Bundesregierung auf, sich für eine umfassende Förderung von Agrarökologie statt industrieller Landwirtschaft und ein Exportstopp gefährlicher Pestizide einzusetzen. Eine am Dienstag veröffentlichte Studie der französischen Organisationen BASIC, CCFD – Terre Solidaire und POLLINIS belegt die enormen gesellschaftlichen Kosten des Einsatzes chemischer Pestizide.
[Berlin, 3. Dezember 2021] Anlässlich des heutigen weltweiten Tags gegen den Pestizideinsatz fordert das entwicklungspolitische INKOTA-netzwerk die designierte Bundesregierung auf, sich für eine umfassende Förderung von Agrarökologie statt industrieller Landwirtschaft und ein Exportstopp gefährlicher Pestizide einzusetzen. Eine am Dienstag veröffentlichte Studie der französischen Organisationen BASIC, CCFD – Terre Solidaire und POLLINIS belegt die enormen gesellschaftlichen Kosten des Einsatzes chemischer Pestizide.
Die Studie „Pesticides – a model that’s costing us dearly“ kommt zu dem Ergebnis, dass der Pestizidsektor die Europäische Union im Jahr 2017 2,3 Milliarden Euro kostete – in Form von Steuererleichterungen, behördlicher Regulierung, Reinigung von kontaminierten Gewässern, Treibhausgasemissionen sowie medizinischer Behandlung von Landwirt*innen, die durch den Einsatz von Pestiziden erkrankten. Dieser Zahl stellen die Autor*innen 900 Millionen Euro Nettogewinne der Pestizidindustrie im selben Jahr gegenüber.
Lena Luig, Referentin für globale Landwirtschaft und Welternährung bei INKOTA, erklärt: „Es kann nicht sein, dass Konzerne wie Bayer und BASF jährlich Millionen Gewinne aus dem Pestizidgeschäft erzielen, während die Allgemeinheit für die Gesundheits- und Umweltschäden durch Pestizide aufkommen muss.“ Um das von der Europäischen Kommission formulierte Ziel zu erreichen, den Pestizideinsatz in der EU zu halbieren, müssten unter anderem die EU-Agrargelder von industriell wirtschaftenden Betrieben hin zu agrarökologischen Systemen umgeschichtet werden – viel stärker als dies in der jüngst beschlossenen Reform vorgesehen ist.
Auch die gesundheitlichen und ökologischen Doppelstandards in der globalen Pestizidvermarktung werden in der Studie untersucht. „Mehr und mehr wertvolle Daten unterstützen, was INKOTA seit Jahren beklagt: Deutsche Konzerne wie Bayer und BASF machen enorme Gewinne auf Kosten der Gesellschaft und der Umwelt und exportieren sogar in Europa verbotene Pestizide nach Afrika, Asien und Lateinamerika“, stellt Lena Luig heraus.
INKOTA begrüßt, dass sich SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP in ihrem Koalitionsvertrag auf ein Ende dieser Praxis und ein entsprechendes Exportverbot geeinigt haben. Darüber hinaus müsse sich die zukünftige Bundesregierung auch für ein europäisches Exportverbot einsetzen, wie es bereits in der EU-Chemikalienstrategie formuliert ist, und sich international für einen Ausstieg aus der Herstellung und dem Einsatz hochgefährlicher Pestizide stark machen.
Ansprechpartner*innen:
Lena Luig, INKOTA-netzwerk, Referentin für Ernährung und Landwirtschaft, Tel. 01577 154 8063, E-Mail: luig[at]inkota.de
Christophe Alliot, BASIC Tel. +33 661 642449, E-Mail: christophe[at]lebasic.com (englisch/französisch)