Südlink zum Thema Kaffee erschienen
Falls Sie schon einmal in Mittelamerika oder in anderen Kaffeeanbauregionen unterwegs waren, werden Sie es vielleicht kennen: Obwohl hier beste Bohnen wachsen, wird Ihnen Instant-Kaffee angeboten. Die edelsten Röstungen und hochwertigen Kaffeespezialitäten finden sich hingegen meist in Ländern des Globalen Nordens, wo gar kein Kaffee wächst. Aus Äthiopien und dem Jemen kam die koffeinhaltige Bohne einst über Reisende und Händler in die Welt. Kaffee entwickelte sich zum „Instrument des Kolonialismus und der Ausbeutung“, schreibt Jeanette M. Fregulia in ihrem Text über die Geschichte des Genussmittels.
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Hier Fördermitglied werdenHeute gehört der Genuss einer oder mehrerer Tassen Kaffee für viele Menschen weltweit fest zum Tagesablauf dazu. Die kolonialen Strukturen haben sich jedoch nur wenig geändert. Wenige Konzerne beherrschen den Kaffeemarkt und sichern sich den Großteil der Einnahmen entlang der Lieferkette. Millionen Kleinbauern und Kleinbäuerinnen, die in Afrika, Asien und Lateinamerika Kaffee anbauen, können von ihrer Arbeit häufig hingegen kaum leben. „Die Pflege der Plantagen und die Ernte sind weiterhin in fast allen Anbauländern reine Handarbeit“, betont Friedel Hütz-Adams in der Einleitung zu unserem Dossier. Aber die „Kaffee anbauenden Familien haben keinerlei Einfluss auf den Weltmarktpreis“.
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Dass etwa der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé die Bäuerinnen und Bauern, die den Robusta-Kaffee für die Instantmischung „Nescafé“ anbauen, auch bei steigenden Weltmarktpreisen nicht angemessen bezahlt, zeigen Florian Blumer, Carla Hoinkes und Mariana Morales in einer umfassenden Recherche aus dem Süden Mexikos. Wie die Familien, die Ugandas Militär für Kaffee-Plantagen der deutschen Neumann Kaffee Gruppe von ihrem Land vertrieben hat, auch nach mehr als zwanzig Jahren noch auf eine Entschädigung warten, beschreibt Südlink-Redakteurin Simone Schlindwein.
Der Kaffeesektor verursacht zudem massive ökologische Auswirkungen durch die Nutzung von Pestiziden oder die Abholzung von Wäldern, um neue Plantagen anzulegen. Doch muss nicht alles so bleiben, wie es ist. Zivilgesellschaftlicher Druck für eine existenzsichernde Entlohnung oder ein Ende der Abholzung hat in den letzten Jahren einiges erreicht. Gesetze für Menschenrechte entlang der Lieferketten und gegen Entwaldung stellen auf deutscher sowie EU-Ebene wichtige Fortschritte dar, auch wenn sie lange Übergangsfristen beinhalten. Und es wird auf die Umsetzung der neuen Regelungen ankommen. Die Kaffeeverbände lobbyieren jedenfalls bereits dagegen.
Jenseits gesetzlicher Regulierungen sollten Konsument*innen ohnehin auf Kaffee aus Fairem Handel und anderen solidarischen Projekten zurückgreifen. Eine Reihe von Vorreiterunternehmen und Kooperativen versuchen, die Beziehungen entlang der Lieferkette gerechter zu gestalten. Auch darüber lesen Sie in unserem Dossier, das wir gemeinsam mit der Agrar Koordination erarbeitet haben. Ob mit oder ohne eine Tasse Kaffee.
Tobias Lambert
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