Der Klimawandel schlägt vor allem in den Ländern des globalen Südens unerbittlich zu. Die Projektpartner von INKOTA haben die Herausforderung längst angenommen: Seit Jahren entwickeln sie gemeinsam mit den Menschen in den Gemeinden Alternativen, um die schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise abzufedern. In ihren Projekten lässt sich gut erkennen, wie Schlimmeres auch im Kleinen verhindert werden kann.

Manchmal braucht der globale Norden etwas länger. Auch in Deutschland reden jetzt alle vom Wetter. Endlich! Wenigstens ein Gutes hatten die langen Dürreperioden der Jahre 2018 und 2019 also. Von unseren Partnerorganisationen aus dem globalen Süden, kennen wir derlei Berichte schon seit Jahren. Wichtig ist: Wer heute noch bezweifelt, dass der Klimawandel menschengemacht und eine existenzielle Bedrohung für die Zukunft der Menschheit ist, gilt als Spinner*in und als nicht sonderlich ernst zu nehmen – oder er ist im Auftrag der Öl- und Kohleindustrie unterwegs, deren Image allerdings ebenfalls ziemlich im Keller ist.

Diesen Menschen ist schlichtweg zu empfehlen, mal einige Monate in einer der Projektgemeinden von INKOTA zu verbringen, wo der Klimawandel schon seit Jahren bittere Wirklichkeit ist. Dort geht es ums pure Überleben, wenn in ohnehin schon verletzlichen Regionen die Wetterextreme häufiger und intensiver zuschlagen. Wie im vergangenen Jahr in Mudima in der zentralmosambikanischen Provinz Manica.

Im März 2019 verloren dessen Bewohner*innen durch den Wirbelsturm Idai ihre Maisernte und ihr gesamtes Hab und Gut. Ohne die Hilfe unserer Partnerorganisation UNAC hätten sie nicht erneut aussäen können. Dabei haben sie noch Glück gehabt. In der benachbarten Provinz Sofala hat Idai eine Schneise der Verwüstung hinterlassen, die nach dem Sturm hereinbrechenden Wassermassen haben ganze Landstriche überflutet. Tausende Häuser und Hütten wurden zerstört, zehntausende Hektar Ackerland gingen verloren und sind immer noch von einer Schlammschicht bedeckt.

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Südlink 191 - Vor der Klimakatastrophe
Dem Globalen Süden bleibt keine Zeit mehr | März 2020
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Südlink 191 - Vor der Klimakatastrophe
Dem Globalen Süden bleibt keine Zeit mehr | März 2020
Dürren, Überschwemmungen, immer zerstörerische Wirbelstürme – der Klimawandel hat längst begonnen. Und trifft die Menschen im Globalen Süden besonders stark. Ein „Weiter so“ führt direkt in eine Katastrophe nie gekannten Ausmaßes. Millionen vor allem junge…

Es war allerdings nicht nur Glück, weshalb es den Menschen in den von INKOTA unterstützen Gemeinden besser erging. Unser Projektpartner hat schon vor einigen Jahren auf den Klimawandel, der meist nicht zu viel, sondern zu wenig Regen bedeutet, reagiert. Zum Beispiel durch den Anbau lokaler Maissorten, die weniger empfindlich sind. „Wir haben Saatgutbanken aufgebaut, wo die Bauern und Bäuerinnen Mais bekommen, der dürreresistenter ist als das industrielle Saatgut“, erklärt Bartolomeu Antonio, Programmleiter von UNAC. Überhaupt setzt UNAC auf die Diversifizierung der ländlichen Produktion und fördert neben Mais auch den Anbau von Bohnen, Süßkartoffeln, Hirse und Maniok.

Denn auch wenn der Maisanbau traditionell sehr wichtig ist, so benötigt die Pflanze viel Regen zur richtigen Zeit. Und das ist immer seltener der Fall, wie der Bauer Jimi Sete aus Chichira im Distrikt Sussundega berichtet: „Der Regen wird weniger und wir Bauern können uns nicht mehr darauf verlassen, dass er regelmäßig fällt. Früher wussten wir, wann wir aussäen müssen. Heute können wir nicht mehr sagen, wann dafür der richtige Zeitpunkt ist.“

Im Süden Mosambiks wiederum hat es in einigen Regionen schon seit mehr als drei Jahren nicht mehr richtig geregnet. Die Ernten fallen immer schlechter aus, viele Menschen migrieren in die größeren Städte, wo sie die Armenviertel weiter anwachsen lassen.

Im Trockenkorridor Zentralamerikas

Ähnlich verzweifelt war die Lage im Sommer 2018 in El Salvador. 44 Tage lang gab es damals nach Angaben des Umweltministeriums MARN während der Regenzeit im Osten des Landes keine Niederschläge; der längste Zeitraum, der seit Beginn der Aufzeichnungen jemals gemessen wurde. Die Grundnahrungsmittelernte, traditionell sind dies Mais und Bohnen, ging zu hundert Prozent verloren. Dabei hatte es schon 2014, 2015 und 2017 viel zu wenig geregnet, die Ernten waren stets sehr schlecht.

Im vergangenen Jahr regnete es zwar genug und die Ernten fielen einigermaßen gut aus, doch es wird immer deutlicher, dass mit dem Anbau allein von Mais und Bohnen in El Salvador keine Ernährungssicherheit mehr erreicht werden kann. Viel zu häufig verdorren die Pflanzen auf der milpa, dem traditionellen Feld der Kleinbauern und Kleinbäuerinnen El Salvadors.

Eine der Organisationen, die einen Ausweg aus dieser fatalen Lage sucht, ist Oikos. Seit vielen Jahren arbeitet INKOTA mit der kleinen Nichtregierungsorganisation im Osten des zentralamerikanischen Landes zusammen. Oikos hat den Klimawandel schon vor vielen Jahren und damit als eine der ersten Organisationen überhaupt als Arbeitsschwerpunkt festgelegt. Kein Wunder, liegt das Projektgebiet von Oikos doch im corredor seco centroamericano, dem sogenannten zentralamerikanischen Trockenkorridor, der vom Süden Mexikos bis nach Panama reicht und besonders anfällig für Dürren ist.

„Wenn es nicht mehr oder zu ungleich verteilt regnet, müssen wir eben Wasser ernten“, erklärt Guillermo Rivera, Projektkoordinator von Oikos in dem von INKOTA finanzierten Projekt in der Region des Vulkans von San Miguel. Was das genau bedeutet? Die gesamte Niederschlagsmenge in El Salvador ist auch weiterhin sehr hoch. Nur fällt der Regen viel zu ungleich verteilt und, das ist ebenfalls neu, auch die Trockenperioden in der eigentlichen Regenzeit werden immer länger.

Wenn es regnet, dann häufig viel zu viel. Das kostbare Nass fließt in der fast durchgängig hügeligen Landschaft viel zu schnell ab. Durch Terrassen, Dämme, tausende Bäume, die in den letzten Jahren gepflanzt wurden, und kleine quer zum Hang liegende Gräben, die durch Hecken noch verstärkt werden, fließt nun deutlich weniger Wasser ab und stattdessen in den Boden. Der Grundwasserspiegel steigt, die Böden haben auch in Dürreperioden noch bis zu zwei Wochen lang genug Feuchtigkeit, damit die Pflanzen nicht verdorren. „Wasser ernten“ nennen die Bauern das.

Und es werden nicht irgendwelche Bäume angepflanzt. Jede Familie bekommt unterschiedliche Obstbäume, welche nach einigen Jahren einen guten Beitrag für eine bessere und gesündere Ernährung leisten. Irgendeine Obstsorte ist fast immer gerade reif und liefert wichtige Vitamine, wenn die Menschen sich gerade einmal wieder nur eine Mahlzeit am Tag zubereiten können.

Auch der Landkreis Malpaisillo in Nicaragua liegt im zentralamerikanischen Trockenkorridor. Dort arbeitet INKOTA seit vielen Jahren mit dem Frauenzentrum Xochilt Acalt zusammen, einer kleinen Nichtregierungsorganisation, die es im Laufe der Jahre geschafft hat, die Lage der Frauen vor allem in den ländlichen Gemeinden deutlich zu verbessern. Durch umfangreiche Weiterbildungen und zahlreiche Projekte zur Verbesserung sowie Diversifizierung der Landwirtschaft und Tierhaltung. Doch auch die Frauen in Malpaisillo sind immer stärker vom Klimawandel betroffen.

„Das Klima hat sich grundlegend geändert. Die Regenzeit beginnt später und ist viel ungleichmäßiger. Und wenn man denkt, die Regenzeit ist vorbei und jetzt wird es nicht mehr regnen, regnet es zu viel“, sagt Mertxe Brosa, die langjährige Direktorin von Xochilt Acalt. Der Klimawandel steht daher auch im Zentrum des neuen INKOTA-Projekts mit Xochilt Acalt. Vor allem geht es darum, die Versorgung von 48 Gemeinden mit Trinkwasser sicherzustellen. Dazu wird die Umgebung lokaler Trinkwassersysteme wiederaufgeforstet und Infiltrationsgräben angelegt. Insgesamt sollen 16.000 Bäume gepflanzt und damit eine Fläche von 31 Hektar aufgeforstet werden. Zusätzlich werden in sieben Gemeinden Waldbrandschutzbrigaden gestärkt, mit Löschpumpen ausgestattet und bei der Durchführung von Präventionsmaßnahmen unterstützt, um somit die weit verbreiteten Waldbrände in den Griff zu bekommen. Diese geraten aufgrund der großen Trockenheit immer häufiger außer Kontrolle.

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Klimagerechtigkeit ist eine Aufgabe für den globalen Norden

Keine Frage: Der Klimawandel hat längst begonnen und schlägt vor allem in den Ländern des globalen Südens unerbittlich zu. Die Projektpartner*innen von INKOTA haben die Herausforderung angenommen und entwickeln gemeinsam mit den Menschen in den Gemeinden Alternativen, um die schlimmsten Auswirkungen der immer häufiger auftretenden Wetterextreme abzufedern.

Doch der Klimawandel ist auch eine eminent politische Frage. Deshalb engagiert sich zum Beispiel unser mosambikanischer Partner ORAM in der Pan African Climate Justice Alliance (PACJA). Für Calisto Ribeiro, Direktor von ORAM bedeutet Klimagerechtigkeit „sich den Herausforderungen zu stellen, die durch Klimawandel, Kapitalismus und globale Ungerechtigkeit verursacht werden“.

Auch unsere zentralamerikanischen Partnerorganisationen setzen nicht nur auf einzelne Projekte, um die Folgen des Klimawandels abzufedern. Mit vielen anderen Organisationen fordern sie von ihren Regierungen eine Politik, die viel mehr als bisher auf ökologische Nachhaltigkeit setzt. Und die von den Regierungen des globalen Nordens mehr Anstrengungen einfordert, um etwas gegen die Zerstörungen zu unternehmen, die durch den vor allem vom Norden verursachten Klimawandel entstehen.

Zum Autor

Michael Krämer ist El-Salvador-Referent von INKOTA und enorm beeindruckt, wie die Menschen in den Gemeinden am Vulkan von San Miguel und anderen Regionen des Landes dem Klimawandel trotzen.

Mitarbeit: Isabell Nordhausen und Christine Wiid

Michael Krämer ist El-Salvador-Referent von INKOTA und enorm beeindruckt, wie die Menschen in den Gemeinden am Vulkan von San Miguel und anderen Regionen des Landes dem Klimawandel trotzen.

Mitarbeit: Isabell Nordhausen und Christine Wiid

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