Von Armani bis Zalando: Transparenz ungenügend!
Analyse von 100 Unternehmen zur Transparenz in ihren Lieferketten von Schuhen, Lederkleidung und Lederwaren
Der neue Bericht von INKOTA und SOMO analysiert die Praxis der Transparenz von 100 Unternehmen, die Lederjacken und -hosen, Schuhe, Gürtel, Handschuhe, Taschen und ähnliche Produkte verkaufen. Das Fazit: Menschen, die nachhaltige Produkte aus Leder kaufen wollen, werden über die Herkunft der Produkte im Unklaren gelassen. Es gibt keine Informationen über die Einhaltung von Menschenrechten oder den Umgang mit gesundheitsgefährdenden Stoffen.
Weniger als ein Drittel der befragten Unternehmen veröffentlichen eine Lieferantenliste. Nur sieben Unternehmen machen Angaben zu Sozial Audits, kein einziges zu Löhnen oder Menschenrechten. Die Lieferkettentransparenz der 100 ausgewählten Unternehmen ist ungenügend. Von den 29 Lieferantenlisten enthalten 12 lediglich Informationen über Lieferanten der ersten Ebene. Die tiefere Lieferkette und damit auch die Gerbereistufe bleibt meist im Dunkeln.
Produktionsbedingungen liegen im Dunkeln
Selbst da, wo Informationen über die Lieferanten der ersten Ebene (Endprodukthersteller) oder der tieferen Ebenen veröffentlicht werden, fehlen die wichtigsten Informationen:
- Nur vier Unternehmen machen Angaben zu Gewerkschaften in den Zulieferbetrieben oder zur Geltung eines Tarifvertrags.
- Kein einziges Unternehmen macht Angaben zu den gezahlten Löhnen.
- Keines der 100 Unternehmen macht Angaben zu den ermittelten menschenrechtlichen und ökologischen Risiken auf Betriebsebene.
Dabei liegen die Vorteile von Lieferkettentransparenz für alle Akteure – Arbeiter*innen, Gewerkschaften, Zivilgesellschaft, Unternehmen, Investoren, Verbraucher*innen – auf der Hand: Transparenz ermöglicht, die Rechte der Arbeiter*innen zu garantieren und verantwortungsvolle Geschäftspraktiken zu fördern. Fehlt die Transparenz in der Lieferkette, so werden Formen der Ausbeutung und Diskriminierung, wie Hungerlöhne und fehlende soziale Absicherung, gefährliche Arbeitsbedingungen und ein restriktives Vorgehen gegen Gewerkschaften, nicht nur weiter ermöglicht, sondern sogar verstärkt. Für Verbraucher*innen ist es nahezu unmöglich, die Produktionsbedingungen in der Lieferkette nachzuvollziehen.
Mangelhafte Transparenz trotz Lieferkettengesetz
Der Bericht zeigt deutlich: Um das deutsche Lieferkettengesetz und die zukünftigen EU-Lieferkettenregulierungen zu erfüllen, müssen die Unternehmen deutlich transparenter werden. Deutsche Unternehmen und Marken wie Deichmann und Tamaris / Wortmann schneiden im Vergleich schlecht ab. Dahingegen zeigen Unternehmen wie Adidas oder Zalando immerhin, dass erste Schritte möglich sind.
Deshalb fordern wir im Bündnis „Together for Decent Leather“ in unserer Kampagne Frag nach! Fair produziert? gezielt deutsche Schuhhersteller auf, Transparenz herzustellen und ihrer Sorgfaltspflicht gerecht zu werden!
Die Tabelle auf Englisch zum Filtern und Sortieren finden Sie hier: