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Opfer von Fabrikbrand in Pakistan bekommen Entschädigungs­rente ausgezahlt

Fünfeinhalb Jahre nach dem verheerenden Brand der KiK-Textilfabrik Ali Enterprises in Pakistan mit über 250 Opfern gibt es jetzt den Durchbruch bei der Auszahlung der Entschädigungsrenten.

von Berndt Hinzmann
Veröffentlicht 22. JANUARY 2018

Fünfeinhalb Jahre nach dem verheerenden Brand der KiK-Textilfabrik Ali Enterprises in Pakistan mit über 250 Opfern gibt es jetzt den lang ersehnten Durchbruch bei der Auszahlung der Entschädigungsrenten. Die fünf Millionen Dollar des Textildiscounters KiK können den Betroffenen nun endlich ausgezahlt werden. Hinterbliebene erhalten eine monatliche Rente von umgerechnet 55 Euro, eine Witwe mit zwei Kindern umgerechnet 96 Euro im Monat. Wir sind froh, dass es endlich soweit ist – doch es gibt weiterhin dringenden Handlungsbedarf, damit künftig im Katastrophenfall schnell und wirksam für Entschädigung gesorgt werden kann.

Jahrelang schienen die Opfer des Fabrikbrandes von Unternehmen und Politik einfach im Stich gelassen zu werden – aufgrund fehlender Sorgfalts- und Haftungspflichten sowie mangels wirksamer Regularien und Verfahren. Wie, wann, in welchem Umfang und an wen das Geld genau ausgezahlt werden soll ─ das musste in jahrelangen Verhandlungen mühsam abgestimmt werden. Nur dank des anhaltenden öffentlichen Drucks durch die Organisationen vor Ort, durch INKOTA, die Kampagne für Saubere Kleidung/ Clean Clothes Campaign, internationale Gewerkschaften und durch die unzähligen öffentlichen Aktionen von tausenden Unterstützerinnen und Unterstützern ist es gelungen, die Verantwortlichen zu konkreten Taten zu bewegen.

Hier klafft eine gewaltige Lücke: Es bestehen keine etablierten internationalen Verfahren, die eine schnelle und zügige Regelung zugunsten der Betroffenen ermöglichen. Das sich über Jahre hinziehende Verfahren im Fall Ali Enterprises und die viel zu geringen Personalressourcen – etwa bei der ILO – sind neben der rechtlichen Leerstelle die Ursachen für die untragbare Ewigkeit, die es gedauert hat, bis die Opfer diese finanzielle Entschädigung nun erhalten werden. Globale menschenrechtliche Sorgfaltspflicht sieht anders aus. Das muss auch bei der Weiterentwicklung des Nationalen Aktionsplans für Menschenrechte der Bundesregierung besser definiert werden.

Das INKOTA-netzwerk und die Kampagne für Saubere Kleidung hatten mit verschiedenen Aktionen und Aktivitäten die Forderungen der Betroffenen und deren Vertreter unterstützt. Mit Aktionen wie „#Make KiK pay!“ online und vor KiK Filialen haben wir die Öffentlichkeit über die besondere Verantwortung von KiK als einzigen Auftraggeber bei Ali Enterprises informiert. Auf der Dialog- und Info-Tour von Shahida Parveen, eine der Witwen, und Farhat Fatima, einer Vertreterin des pakistanischen Institute of Labour Education and Research (PILER) wurden UnterstützerInnen für die Online-Aktion gewonnen. In Veranstaltungen und einzelnen Diskussionsrunden mit Bundestagsabgeordneten, Vertretern aus Ministerien und KiK konnten die VertreterInnen direkt ihre Forderungen platzieren und gemeinsam wurde nachdrücklich auf eine baldige Regelung gedrungen. #MakeKiKPay-Aktion der Aktionsgruppe mit den feuerroten Velo-Taxis in der Berliner Innenstadt bildeten das Begleitorchester.

Es ist Zeit für verbindliche Regeln in Sachen Haftung und Sorgfalt von Unternehmen für die Menschenrechte innerhalb der globalen Lieferkette. Dafür wird sich INKOTA weiter engagiert einsetzen.

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