Vom Paradies der Agrargifte zum Paradies der Agrarökologie?
Vorträge zum Einsatz hochgefährlicher Pestizide & ökologischer Alternativen in Brasilien
Brasilien ist Weltmeister der Agrargifte. Seit 2010 werden in dem südamerikanischen Land mehr als eine Million Tonnen Pestizide jährlich in der Landwirtschaft versprüht. Daher trägt es den unrühmlichen Titel des größten Pestizidverbrauchers weltweit: Im rechnerischen Durchschnitt kommen 7,3 Liter Agrargift auf jede Person in Brasilien. Und mit Tereza Cristina ist eine erklärte Lobbyistin in Sachen Agrargifte Landwirtschaftsministerin geworden, die zusammen mit dem rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro seit dessen Amtsantritt 2019 so viele Agrargifte wie noch nie freigegeben hat: Im Zeitraum 1.1.2019 bis 25.2.2022 waren es 1.635 neue Pestizide.
Viele der in Brasilien erlaubten Agrarchemikalien sind beispielsweise in der EU verboten. Das hält aber europäische Konzerne wie Bayer, BASF und Syngenta z.B. nicht davon ab, Pestizide mit in der EU verbotenen Substanzen nach bzw. in Brasilien zu verkaufen. Deswegen treten auch hier in der Bundesrepublik Deutschland viele Nichtregierungsorganisationen für einen raschen Exportstopp solcher Pestizide ein, eine Forderung, die es sogar bis in den Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung schaffte. Nur, wann wird das endlich konkret?
Unsere Referentin Larissa Bombardi ist Professorin der Geografie an der Universität von São Paulo (USP). Eigentlich würde sie, wie seit ihrer Berufung an die international renommierte Universität im Jahr 2007, weiter vor Ort lehren, forschen und ihre Untersuchungen zur Geografie des Pestizid-Einsatzes in Brasilien und dessen Verbindungen zur EU veröffentlichen. Doch nachdem über ihre Veröffentlichungen in den Medien berichtet wurde, erhielt sie in Brasilien anonyme Telefonanrufe, indirekte Drohungen, es wurde bei ihr eingebrochen. Bombardi ging angesichts dieses Klimas der gezielten Einschüchterung mit ihren Kindern nach Brüssel ins Exil und arbeitet dort weiter zu den Folgen des Pestizidbusiness in Brasilien – ein Business, das auch mit Europa etwas zu tun hat: zum Beispiel mit den Pestizidproduzenten Bayer und BASF und deren rücksichtslosen Geschäft mit den Agrarchemikalien.
Unser zweiter Referent Stig Tanzmann hat agrarökologische, also pestizidfreie Projekte in verschiedene Regionen Brasiliens besucht und befasst sich in seiner Arbeit in der Politikabteilung von Brot für die Welt intensiv mit der Frage, wie Agrarökologie national und international gestärkt und der Ausstieg aus dem Einsatz von Pestiziden ermöglicht werden kann. Unter anderem wird er analysieren, welche Erwartungen sich mit Blick auf den Koalitionsvertrag der Bundesregierung hinsichtlich der Stärkung von Agrarökologie ergeben und eine internationale Kontextualisierung vornehmen.
Schließlich wird Marius Stelzmann von der Coordination gegen BAYER-Gefahren ein Update zur am 29.4.2022 in Leverkusen virtuell stattfindenden Jahreshauptversammlung von BAYER berichten.
Moderation: Vinícius Mendes
Die Veranstaltung findet auf Portugiesisch und Deutsch mit Konsekutivverdolmetschung statt, Eintritt frei!
Eine vorherige Anmeldung ist nicht notwendig.
Eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe „Giftige Pestizide – ein globales Geschäft auf Kosten von Mensch und Umwelt“
Eine gemeinsame Veranstaltung von: Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt, attac, Brasilien Initiative Berlin, Brasilien Initiative Freiburg, Brot für die Welt, Coordination gegen BAYER-Gefahren, Dachverband Kritische Aktionärinnen und Aktionäre, FreundInnen der brasilianischen Landlosenbewegung MST, Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL), Gesellschaft für bedrohte Völker, INKOTA-netzwerk, Kooperation Brasilien, Misereor, Pestizid Aktions-Netzwerk und PowerShift.
Gefördert durch Brot für die Welt aus Mitteln des Kirchlichen Entwicklungsdienstes, die Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit des Landes Berlin, MISEREOR sowie durch Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Für den Inhalt der Veranstaltung ist allein der INKOTA-netzwerk e.V. verantwortlich; die dargestellten Positionen geben nicht den Standpunkt der Zuwendungsgeber wieder.
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