Faire Schokolade?
Was steckt hinter den Siegeln von Fairtrade, GEPA & Co.?
Fair, öko, bio – wer wissen will, ob seine Lieblingsschokolade diese Kriterien erfüllt, verlässt sich auf die Siegel, die auf der Verpackung aufgedruckt sind. Fairhandels- und Nachhaltigkeitssiegel versprechen einen Schokogenuss mit gutem Gewissen. Doch der Schein trügt: Kaum eines der Siegel hält bisher, was es verspricht. Der Faire Handel hat sich immerhin der Herausforderung angenommen, existenzsichernde Einkommen für Kakaobauernfamilien zu ermöglichen. Das ist wichtig, denn: Der Kakaoanbau ist erst dann fair und nachhaltig, wenn Kakaobäuerinnen und –bauern über ein existenzsicherndes Einkommen verfügen.
Wie fair ist Fairtrade?
Der Faire Handel ist mit dem Ziel angetreten, Kleinbäuerinnen und –bauern im globalen Süden ein Leben in Würde zu ermöglichen. Das wichtigste Siegel des Fairen Handels ist das Fairtrade-Siegel. Es soll garantieren, dass beim Kakaoanbau soziale, ökologische und ökonomische Mindeststandards eingehalten werden, wie zum Beispiel die Einhaltung von Arbeiter*innenrechten oder das Verbot ausbeuterischer Kinderarbeit. Durch garantierte Mindestpreise (aktuell: 2.400 US-Dollar pro Tonne Kakao) sollen die Bäuerinnen und Bauern vor den Preisschwankungen auf dem Weltmarkt geschützt werden. Zudem werden feste Prämien (aktuell: 240 US-Dollar pro Tonne Kakao) gezahlt, die einerseits die Einkommen der Kakaobauernfamilien verbessern sollen, und andererseits zur Finanzierung von sozialen und ökonomischen Projekten in ihren Gemeinden dienen.
Fair, öko, bio – wer wissen will, ob seine Lieblingsschokolade diese Kriterien erfüllt, verlässt sich auf die Siegel, die auf der Verpackung aufgedruckt sind. Fairhandels- und Nachhaltigkeitssiegel versprechen einen Schokogenuss mit gutem Gewissen. Doch der Schein trügt: Kaum eines der Siegel hält bisher, was es verspricht. Der Faire Handel hat sich immerhin der Herausforderung angenommen, existenzsichernde Einkommen für Kakaobauernfamilien zu ermöglichen. Das ist wichtig, denn: Der Kakaoanbau ist erst dann fair und nachhaltig, wenn Kakaobäuerinnen und –bauern über ein existenzsicherndes Einkommen verfügen.
Wie fair ist Fairtrade?
Der Faire Handel ist mit dem Ziel angetreten, Kleinbäuerinnen und –bauern im globalen Süden ein Leben in Würde zu ermöglichen. Das wichtigste Siegel des Fairen Handels ist das Fairtrade-Siegel. Es soll garantieren, dass beim Kakaoanbau soziale, ökologische und ökonomische Mindeststandards eingehalten werden, wie zum Beispiel die Einhaltung von Arbeiter*innenrechten oder das Verbot ausbeuterischer Kinderarbeit. Durch garantierte Mindestpreise (aktuell: 2.400 US-Dollar pro Tonne Kakao) sollen die Bäuerinnen und Bauern vor den Preisschwankungen auf dem Weltmarkt geschützt werden. Zudem werden feste Prämien (aktuell: 240 US-Dollar pro Tonne Kakao) gezahlt, die einerseits die Einkommen der Kakaobauernfamilien verbessern sollen, und andererseits zur Finanzierung von sozialen und ökonomischen Projekten in ihren Gemeinden dienen.
Tatsächlich bringt eine Fairtrade-Zertifizierung Kakaobäuerinnen und -bauern eine Reihe von Vorteilen, wie zum Beispiel
- leichte Einkommenssteigerungen,
- eine bessere Interessensvertretung,
- und mehr Sicherheit durch langfristige Lieferbeziehungen.
Schokoladenunternehmen bremsen Fairtrade aus
Doch es besteht weiterhin ein Armutsproblem: 2018 räumte die Zertifizierungsorganisation in einer Studie selbstkritisch ein, dass rund 60 Prozent der Fairtrade-zertifizierten Kakaobauernfamilien in der Elfenbeinküste unter der absoluten Armutsgrenze leben. Fairtrade hat zwar in Reaktion auf die Studie seinen Kakao-Mindestpreis um 20 Prozent erhöht. Der neue Mindestpreis liegt aber noch immer deutlich unter dem Referenzpreis für existenzsichernde Einkommen, den die Zertifizierungsorganisation berechnet hat. Einem Aufruf von Fairtrade, den Referenzpreis für existenzsichernde Einkommen zu bezahlen, sind bislang nur wenige Unternehmen gefolgt. Eine Ausnahme ist das niederländische Unternehmen Tony’s Chocolonely, welches den Referenzpreis für seinen gesamten Kakao bezahlt.
Fairtrade und die zertifizierten Bauern und Bäuerinnen sitzen in der Zwickmühle: Wird der garantierte Mindestpreis weiter erhöht, wenden sich Schokoladenunternehmen eventuell von Fairtrade ab. Bleibt der Preis weiterhin niedrig, können die Versprechen für Fairness nicht erfüllt werden.
GEPA als Vorreiter
Fairhandelsorganisationen wie zum Beispiel die GEPA gehen über die Fairtrade-Standards hinaus und zahlen teilweise deutlich höhere Preise als den Fairtrade-Mindestpreis. Durch partnerschaftliche Preisfindung sollen die tatsächlichen Produktionskosten der Erzeuger und ein angemessener Gewinn für diese berücksichtigt werden.
Schokolade „Made in Ghana“
Auch das Start-Up-Unternehmen Fairafric zahlt für seinen Kakao deutlich höhere Prämien – und lässt seine Schokolade zudem in Ghana produzieren, um Arbeitsplätze im Kakaoanbauland zu schaffen und die Wertschöpfung dorthin zu verlagern.
Wer sicher gehen will, dass seine Schokolade wirklich fair ist, ist in Weltläden am besten beraten. Hier gibt es die Schokolade der GEPA und oft auch von Fairafric. Die Fachgeschäfte des Fairen Handels bieten die größte Auswahl an fair gehandelten Produkten und leisten wichtige Bildungs- und Kampagnenarbeit zu fairen globalen Lieferketten.
Grüner Frosch in der Kritik
Die Rainforest Alliance ist seit der Fusion mit UTZ Certified die größte Zertifizierungsorganisation im Kakaobereich: Fast jede dritte Kakaobohne auf der Welt wird durch sie zertifiziert (zum Vergleich: Fairtrade zertifiziert nur etwa 6 Prozent der weltweiten Kakaoproduktion). Allerdings verfolgt die Rainforest Alliance auch einen deutlich anderen Ansatz als andere Siegelorganisationen: Sie setzt in erster Linien darauf, die Einkommen der Kakaobäuerinnen und -bauern durch eine Professionalisierung des Anbaus zu verbessern. Die Bäuerinnen und Bauern werden deshalb vor allem durch Trainings dabei unterstützt, ihre Erträge zu steigern.
Anders als im Fairen Handel beinhaltet der Standard der Rainforest Alliance keinen garantierten Kakao-Mindestpreis. Ab Juli 2022 führt die Rainforest Alliance erstmals eine Mindestprämie ein. Mit 70 US-Dollar pro Tonne Kakao fällt diese angesichts der Herausforderungen im Kakaoanbau jedoch deutlich zu niedrig aus. Mit dieser Prämie untergräbt Rainforest Alliance auch die Bemühungen von Fairtrade, einen fairen Kakaopreis zur Norm zu machen. Viele Schokoladenunternehmen entscheiden sich für das „billigere“ Siegel – in der Hoffnung, dass den meisten Verbraucher*innen der Unterschied nicht auffällt. Wenn die Rainforest Alliance ihrem Anspruch als Nachhaltigkeitssiegel gerecht werden will, muss sie einen existenzsichernden Mindestpreis für Kakao in ihren Standard integrieren. Denn schon lange ist klar: Mit dem aktuellen Kakaopreis ist ein Leben in Würde nicht möglich.
In der Vergangenheit gab es wiederholt Medienberichte über Kakao aus entwaldeten Gebieten, der durch die Rainforest Alliance oder UTZ zertifiziert wurde, sowie über Kinderarbeit auf zertifizierten Plantagen.
Intransparenz im Siegel-Dschungel
Nestlè Cocoa Plan, Mondelez Cocoa-Life oder Lindt und Sprüngli Farming Program - durch unternehmenseigene Nachhaltigkeitsprogramme verdichtet sich der Siegel-Dschungel. Solchen Programmen mangelt es in vielen Bereichen an Transparenz. Die Standards werden nicht veröffentlicht, die Höhe von zusätzlichen Prämien ist nicht bekannt und eine unabhängige Kontrolle ist in den meisten Fällen nicht gegeben. Von transparenter Nachhaltigkeit kann keine Rede sein.
Der lange Kampf für existenzsichernde Einkommen
Staatlicher Mindestpreis steigt
Der staatlich garantierte Kakaopreis in Ghana und der Côte d’Ivoire steigt um 28 bzw. 21 Prozent. Dies wird möglich, weil die beiden Kakaoanbauländer von der Kakao- und Schokoladenindustrie einen Preisaufschlag von 400 US-Dollar pro Tonne Kakao auf den Weltmarktpreis verlangen.
Rainforest Alliance veröffentlicht neuen Standard
Die Rainforest Alliance veröffentlicht einen neuen Zertifizierungsstandard für Kakao. Dieser enthält erstmals eine garantierte Mindestprämie von 70 US-Dollar pro Tonne Kakao. INKOTA kritisiert, dass die Rainforest Alliance jedoch weiterhin auf garantierte Mindestpreise verzichtet.
Neue Berechnung Referenzpreis
Das Voice-Netzwerk, in dem INKOTA Mitglied ist, legt eine neue Berechnung vor: Demnach müsste ein existenzsichernder Kakaopreis in der Elfenbeinküste bei 3.166 US-Dollar pro Tonne Kakao liegen – also etwa 45 Prozent höher als der von Fairtrade kalkulierte Referenzpreis.
Rainforest Alliance unter Druck!
Hunderte Verbraucher*innen beteiligen sich an unserer E-Mail-Aktion „Rainforest Alliance, sei kein Frosch“. Mit dieser Aktion fordert INKOTA das grüne Siegel zur Einführung existenzsichernder Mindestpreise in seinen neuen Standard auf. Die Rainforest Alliance lehnt dies bisher ab.
Rundreise: Kakaobäuerinnen fordern höhere Preise
Bei einer Rundreise durch Deutschland berichten Sandra Kwabea Sarkwah von der INKOTA-Partnerorganisation SEND-Ghana und die Fairtrade-Kakaobäuerin Elizabeth Osei Agyei über die Situation von Kakaobauernfamilien in Ghana und fordern höhere Kakaopreise.
Fairtrade beschließt einen Kakao-Mindestpreis
Fairtrade beschließt, seinen Kakao-Mindestpreis um 20 Prozent auf 2.400 US-Dollar pro Tonne zu erhöhen. Auslöser dafür ist unter anderem eine Studie, der zufolge die Mehrheit der Fairtrade-zertifizierten Kakaobäuerinnen und -bauern in der Elfenbeinküste unterhalb der Armutsgrenze lebt. INKOTA begrüßt die Mindestpreis-Erhöhung, mahnt aber weitere Preiserhöhungen an, um die Lücke zu existenzsichernden Einkommen zu schließen.
INKOTA rockt die Weltkakaokonferenz
Protest vor dem Tagungsort der 4. Weltkakaokonferenz in Berlin. Foto: Fritz Schadow/INKOTA
Zur Weltkakaokonferenz veröffentlicht INKOTA gemeinsam mit dem Voice-Netzwerk das Kakaobarometer. Darin wird kritisiert: Keine Zertifizierungsorganisation im Kakaosektor ermöglicht Kakaobäuerinnen und –bauern bisher ein existenzsicherndes Einkommen. Eine Protestaktion von INKOTA und anderen NRO vor dem Tagungsort der Konferenz sorgt für ein großes mediales Echo.