Südlink zum Thema Feminismus global erschienen
Mit dem Wahlsieg von Javier Milei in Argentinien im vergangenen November trat nicht nur ein ultraliberaler Hardliner ins Amt des Präsidenten, sondern auch ein dezidierter Antifeminist. Er erklärte die feministische Bewegung seines Landes zum Erzfeind. Feminismus, so Milei, sei nichts als ein „lächerlicher und unnatürlicher Kampf zwischen Mann und Frau“. Als eine seiner ersten Amtshandlungen schaffte er das Gleichstellungsministerium ab.
Weltweit ist zu beobachten, dass antifeministische Politiker*innen und Organisationen zunehmend selbstbewusst auftreten und an politischer Macht gewinnen. Das hat konkrete Folgen: Feministische Politiker*innen werden öffentlich bedroht, erstrittene Rechte von Frauen und LGBTIQ* zurückgedrängt. Das Urteil des US-Supreme Court im Juni 2022 zur Abschaffung des seit fast 50 Jahren bestehenden Rechts auf Abtreibung war für viele ein Schock. Es ist nur eines von zahlreichen Beispielen.
Das geht uns alle etwas an. Denn Antifeminismus stellt eine grundsätzliche Bedrohung für die Demokratie dar. Die Politikwissenschaftlerinnen Judith Goetz und Stefanie Mayer beleuchten in unserem Dossier, wie Anti-Gender-Politik eine wichtige Funktion innerhalb eines größeren Hegemonieprojekts rechter und ultrakonservativer Akteur*innen einnimmt, das auf den autoritären Umbau demokratischer Gesellschaften abzielt.
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Doch es gibt auch gute Nachrichten: Die feministische Bewegung bleibt stark und sie ist heute so vielfältig und vernetzt wie nie zuvor. Vor allem Feminist*innen aus dem Globalen Süden sowie Schwarzen, indigenen und migrantischen Feminist*innen im Globalen Norden ist es zu verdanken, dass eine intersektionale Perspektive Einzug in die Bewegung gehalten hat: Feministische Kämpfe richten sich nicht alleine gegen Sexismus, sondern nehmen heute verschiedene Formen der Diskriminierung in den Blick und wirken auf ein gleichberechtigtes Zusammenleben zwischen allen sozialen Gruppen hin. Davon profitieren übrigens auch Männer.
Die Beiträge in unserem Dossier zeigen die Vielfalt und Kreativität, mit der Feminist*innen sich weltweit für ein besseres Leben für alle einsetzen: mit Empathie, Solidarität und strategischer Bündnispolitik. Mit neuen Visionen und riesigen Wandbildern im öffentlichen Raum. Oder mit Kinderbüchern, die schon für die Kleinsten positive Vorbilder schaffen.
Feministische Praxen gab es schon immer, auch wenn sie in der Geschichte oft unsichtbar gemacht wurden: Die ugandische Aktivistin Rosebell Kagumire beleuchtet für den afrikanischen Kontinent, wie Feminismus wesentlicher Teil des Widerstands gegen die Kolonialmächte war. In Argentinien ist es heute die feministische Bewegung, die unterschiedlichste soziale Akteur*innen zusammenbringt, um den Protest gegen die autoritäre Regierungspolitik und ihre katastrophalen Folgen zu bündeln, wie die Soziologin und Aktivistin Luci Cavallero berichtet. Ein Beispiel, das für Demokrat*innen überall auf der Welt inspirierend sein dürfte.
Nana Heidhues
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