Das Modell der resilienten Familie
Kleinbauernfamilien im zentralamerikanischen Trockenkorridor wappnen sich, um dem Klimawandel zu trotzen.
Steckbrief
INKOTA unterstützt in Nicaragua die drei Partnerorganisationen Centro Humboldt, Cuculmeca und Nochari dabei, gemeinsam ein sogenanntes „Modell der resilienten Familie“ zu entwickeln und umzusetzen. Ziel ist es, dass kleinbäuerliche Familien im zentralamerikanischen Trockenkorridor auf mehreren Ebenen Widerstandsfähigkeit aufbauen. Eine resiliente Familie kann auf ausreichend eigene Ressourcen zurückgreifen, um die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu bewältigen.
INKOTA unterstützt in Nicaragua die drei Partnerorganisationen Centro Humboldt, Cuculmeca und Nochari dabei, gemeinsam ein sogenanntes „Modell der resilienten Familie“ zu entwickeln und umzusetzen. Ziel ist es, dass kleinbäuerliche Familien im zentralamerikanischen Trockenkorridor auf mehreren Ebenen Widerstandsfähigkeit aufbauen. Eine resiliente Familie kann auf ausreichend eigene Ressourcen zurückgreifen, um die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu bewältigen.
Die drei Partnerorganisationen führen in ihren jeweiligen Projektgebieten, allesamt Teil des zentralamerikanischen Trockenkorridors, unterschiedliche Aktivitäten mit Kleinbauernfamilien durch, deren Lebensbedingungen besonders stark von Armut geprägt sind. In einem begleitenden Prozess tauschen die drei Organisationen die gesammelten Erfahrungen miteinander aus, um voneinander zu lernen und die Erkenntnisse zu systematisieren. Dabei sind im "Modell der resilienten Familie" folgende drei Schlüsselfaktoren besonders relevant für den erfolgreichen Aufbau einer umfassenden Widerstandsfähigkeit von Kleinbauernfamilien in der Klimakrise:
Agrarökologie
An erster Stelle steht die agrarökologische Landwirtschaft: Geplant sind unter anderem das Erlernen der Zubereitung von biologischen Düngemitteln und Insektiziden sowie Techniken der Permakultur, die Produktion von vielfältigem einheimischem Saatgut (darunter dürreresistente Sorten), die Bodenverbesserung durch Aufforstung sowie durch die Errichtung von Lebendbarrieren und Infiltrationsgräben, die effiziente Nutzung der knappen Wasserressourcen durch die Installation von Tröpfchen-Bewässerungssystemen sowie Teichen für die Wiederverwendung von Grauwasser.
Klima-Monitoring
Der zweite wichtige Bereich ist die gemeindebasierte Klimabeobachtung: Diese ermöglicht den Produzent*innen ein besseres Verständnis der Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Produktion und dadurch die Möglichkeit rechtzeitig Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen, um Ernteverluste zu verhindern. Im Rahmen des INKOTA-Programms werden fünf Klimastationen mit verschiedenen Instrumenten ausgestattet, um Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Bodentemperatur und Niederschlagsmengen erfassen zu können. 15 Kleinbauernfamilien werden außerdem zu Klimabeobachter*innen ausgebildet, die in den Projektgemeinden kontinuierlich Klimadaten erheben und im Anschluss verbreiten.
Klima-Hilfsfonds
Klima-Politik
Neben der direkten Unterstützung von Kleinbauernfamilien auf lokaler Ebene, wollen die drei Partnerorganisationen drittens durch politische Einflussnahme zusätzlich etwas an den strukturellen Rahmenbedingungen verändern. Aufgrund der zunehmenden Herausforderungen durch den Klimawandel im Trockenkorridor hat sich 2009 die Nicaraguanische Klimawandel-Allianz (ANACC) gegründet, der alle drei Organisationen zugehören. Als Netzwerk der nicaraguanischen Zivilgesellschaft erarbeitet ANACC Vorschläge für Klima- und Umweltpolitiken.
Die 25 Mitgliedsorganisationen der ANACC entwickeln gemeinsame Positionen und Vorschläge und tragen diese an regionale und internationale Instanzen heran und nehmen darüber wiederum Einfluss auf die nationale Politik. Ein erfolgreiches Beispiel sind die von Nicaragua entwickelten Nationalen Klimaschutzbeiträge (NDCs). Die ANACC hat auf die Ratifizierung des Pariser Klimawandel-Abkommens hingewirkt und erfolgreich gefordert, dass die von der Zivilgesellschaft entwickelten Ansätze im Bereich Anpassung sowie Verlust und Schäden in den NDCs aufgenommen werden.
Nun setzt sie sich auf internationaler Ebene dafür ein, dass industrialisierte Länder, die stärker zum Klimawandel beitragen, künftig auch stärker für durch die Klimakrise entstandene Schäden und Verluste aufkommen müssen und Zentralamerika den Status einer besonders verletzlichen Region erhält. In den Ländern Zentralamerikas reicht die Unterstützung von Betroffenen oft bei weitem nicht aus. So haben sich die von den verheerenden Auswirkungen der Hurrikane Eta und Iota im November 2020 betroffenen Gemeinden bis heute nicht erholt. Víctor Campos mahnt: „Wir müssen jetzt aktiv werden, sowohl kollektiv als auch individuell. Sonst verpassen wir vielleicht unsere letzte Chance, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten!“