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„Wenn wir nur auf Nachhaltigkeitsprojekte setzen, ändert sich nichts.“

Pomasi Ismail kämpft für die Rechte von Kakaobäuer*innen. Dafür ist er bis nach Berlin gereist, um bei der Welt-Kakao-Konferenz ihren Forderungen Gehör zu verschaffen. Evelyn Bahn hat ihn interviewt.

von Evelyn Bahn
Veröffentlicht 17. DEZEMBER 2019

Pomasi Ismail (39 J.) aus Ghana baut seit 18 Jahren Kakao an. Seit 2007 ist er Mitglied der Kakaobauernorganisation Cocoa Abrabopa Association (CAA). Als Vorstandsmitglied der Organisation vertritt er die Interessen der Bauernfamilien aus der Ashanti Region. Insgesamt sind 8.000 Kleinbauern Mitglied in der Kooperative, die durch Rainforest Alliance zertifiziert ist. Pomasi Ismail wollte mehr darüber erfahren, welche Möglichkeiten es gibt, sich für die Rechte von Kakaobauern auf politischer Ebene einzusetzen. Dafür hat er an einer Schulung von SEND-Ghana teilgenommen. Die Kakao-Expert*innen waren begeistert von Ismails großem Drang, wirklich etwas für die Bauern zu bewegen. Deshalb hat sich SEND dafür eingesetzt, dass Ismail im Oktober in Berlin auf einer internationalen Konferenz zur Zukunft des Kakaoanbaus sprechen durfte. Evelyn Bahn von INKOTA hat mit Ismail auf der Konferenz gesprochen.

300 Vertreter*innen von Kakaobauernorganisationen, aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft diskutieren auf dieser Konferenz, was sich im Kakaoanbau ändern muss. Hast Du auf diese Frage schon eine überzeugende Antwort erhalten?

Die Mehrheit der Kakaobauernfamilien verfügt nicht über ein existenzsicherndes Einkommen. Wenn es zu Veränderungen kommen soll, dann müssen Kakaobauern ein höheres Einkommen erzielen und so der Armut entkommen. Die entscheidende Frage ist, wer daran etwas ändern kann. Die Regierungen der Elfenbeinküste und Ghana sind aktiv geworden (siehe Feature, Anm d. Redaktion). Es ist gut, dass sie gemeinsam versuchen den Preis stabil zu halten und einen zusätzlichen Aufschlag eingeführt haben, der ein erster Schritt hin zu einem existenzsichernden Einkommen ist.

Diesen zusätzlichen Aufschlag auf den Weltmarktpreis von 400 US-Dollar pro Tonne Kakao müssen die Unternehmen tragen. Sind sie dazu bereit?

In den letzten Wochen sah es so aus, als würden sich viele Unternehmen dem neuen Preissystem verweigern. Die Regierungen haben deshalb den Druck erhöht und den Unternehmen angekündigt, dass sie keine Nachhaltigkeitsprojekte mehr akzeptieren, wenn der Aufschlag nicht gezahlt wird. Viele Unternehmen waren besorgt über diese Androhung und haben nun eingelenkt. Allen muss klar sein, dass allein mit den Nachhaltigkeitsprojekten und Zertifizierung nicht die notwendigen Veränderungen für einen nachhaltigen Kakaosektor erreicht werden. Es braucht beides: Nachhaltigkeitsprojekte und die Zahlung von höheren Preisen.

Werden die höheren Einnahmen aus dem Kakaoanbau bei den Bauern wirklich ankommen?

Wir werden das genau beobachten. Kakaobauernorganisationen und Zivilgesellschaft müssen sicherstellen, dass die Versprechen wirklich umgesetzt werden. Es ist gut, dass SEND-Ghana uns dabei unterstützt.

Du hast an einer der Schulungen von SEND-Ghana teilgenommen. Was hat sich dadurch für Dich verändert?

Wenn wir früher ein Problem als Kooperative hatten, haben wir spontan bei irgendeiner Behörde angerufen und uns beschwert. Bei SEND habe ich gelernt strategisch vorzugehen und erstmal zu überlegen, was das Hauptproblem ist: Wer kann an unserem Problem wirklich etwas verändern und wer sind unsere Verbündeten? Wir bereiten uns besser vor, wenn wir bei wichtigen Institutionen vorsprechen und uns für die Interessen der Kakaobauern einsetzen. Für meinen Redebeitrag auf der Konferenz war ich durch SEND-Ghana sehr gut vorbereitet. Ich wusste, dass sehr viele wichtige Menschen hier sind und ich mein Anliegen überzeugend und prägnant rüberbringen muss. Früher habe ich lange um den Kern einer Sache drum herum geredet. Jetzt sage ich klar und präzise, was ich erreichen möchte.

Meinst Du, dass sich durch solche internationalen Konferenzen etwas ändern kann?

Die Analysen auf der Konferenz sind gut und wichtig. Kaum jemand bestreitet, dass wir höhere Preise brauchen – aber auch genauso, dass die Bauern ihre Anbaupraktiken noch weiter verbessern müssen. Solche Verständigungsprozesse sind natürlich wichtig. Aber eigentlich wissen nun alle Teilnehmenden, was sich ändern muss. Deshalb ist es jetzt an der Zeit, den Worten Taten folgen zu lassen!

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