Kampagnen & Aktionen

Tag des kleinbäuerlichen Widerstands 2018

Gemeinsam für die Stärkung von Kleinbauernrechte. Am Tag des kleinbäuerlichen Widerstands am 17. April protestieren Aktivist*innen vor der brasilianischen Botschaft in Berlin.

von Lena Luig
Veröffentlicht 12. APRIL 2018

Sprüche wie „Mit Via Campesina für Agrarreformen“ oder „Rechte von Bauern und Bäuerinnen stärken. Die kleinbäuerliche Landwirtschaft ernährt die Welt“ flatterten auf Spruchbändern vor der brasilianischen Botschaft im Wind. Die rund 20 Aktivist*innen von INKOTA und einigen weiteren Organisationen forderten die Stärkung der Kleinbauernrechte. Gemeinsam mit zwei VertreterInnen der brasilianischen Landlosenbewegung MST wurde ein Ende der Kriminalisierung sozialer Bewegungen in Brasilien verlangt. Anlass war der Tag des kleinbäuerlichen Widerstands, der seit nunmehr 22 Jahren jedes Jahr am 17. April zelebriert wird.

Oft werden die Rechte der circa zwei Milliarden Kleinbauern und -bäuerinnen und anderer ländlicher Bevölkerungsgruppen verletzt und ihre Lebensgrundlagen bedroht. Der aktuelle internationale Rechtsrahmen reicht nicht aus, um Kleinbauern und -bäuerinnen zu schützen. Um ihre Rechte zu stärken, setzt sich INKOTA gemeinsam mit weiteren Organisationen für eine Erklärung des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen ein, die bereits existierende Menschenrechte so ergänzt, dass sie angemessen auf die spezifischen Bedürfnisse und Lebenssituationen ländlicher Bevölkerungsgruppen ausgerichtet sind. „Die EU weigert sich, grundlegende Rechte von Kleinbauern und Kleinbäuerinnen anzuerkennen. Das muss sich ändern“, forderte Lena Michelsen von INKOTA bei der Kundgebung.

Während auf internationaler Ebene um eine Anerkennung von Rechten von Bäuerinnen und Bauern und die Verankerung des Rechts auf Saatgut, Land und Anderem gerungen wird, sind in Brasilien die Entwicklungen gegenläufig. Wolfgang Hees vom Freundschaftsverein der brasilianischen Landlosenbewegung sagte vor der Botschaft dazu: „Mit der politischen Neuausrichtung Brasiliens seit dem parlamentarischen Putsch gegen Präsidentin Dilma Rousseff 2016 haben sich die Konfliktlagen in Brasilien verschärft. Unter der amtierenden Regierung von Präsident Temer werden Programme zur Kleinbauernförderung und Agrarreform gekürzt oder ganz eingestampft.“ Nach Angaben von ExpertInnen droht das Land in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen wieder auf die Welthungerkarte des World Food Programms zurückzukehren. Soziale Bewegungen werden diskriminiert, Umwelt- und MenschenrechtsaktivistInnen wie Kleinbauern und -bäuerinnen massiv bedroht, oppositionelle PolitikerInnen ermordet. Allein 2017 gab es auf Grund von Landkonflikten 65 Morde.

Ceres Antunes Hadich und Matheus Assunção von MST wiesen darauf hin, dass es Alternativen zum herrschenden Agrarmodell gibt. Alleine durch ihre Methode der Landbesetzung haben in den letzten Jahren 500.000 Familien Zugang zu Land erhalten, die einen erheblichen Beitrag für die Ernährungssouveränität des Landes leisten. In den vergangenen Jahren konnte die MST eine Agrarpolitik befördern, die sich auch an den familiären landwirtschaftlichen Betrieben und agrarökologischem Landbau ausrichtet. Diese Fortschritte müssen nun verteidigt werden.

Der Gedenktag des kleinbäuerlichen Widerstands wird getragen vom weltweiten Netzwerk La Via Campesina und geht auf ein Massaker am 17.4.1996 im brasilianischen Eldorado dos Carajás zurück, bei dem 19 Landlose der Bewegung der Landlosen MST gefoltert und erschossen wurden.

Zur Kundgebung aufgerufen hatten: Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt (ASW), Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), FIAN Deutschland e.V., Freundschaftsverein der Landlosenbewegung MST in Deutschland, Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL), FreundInnen des 17. April, INKOTA-netzwerk e.V., treemedia e.V.

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