Südlink zur Verkehrswende erschienen
Südlink 185 - Verkehrswende jetzt! Wie sie global gerecht gelingen kann
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
mit welchem Verkehrsmittel sind Sie heute zur Arbeit gekommen, zum Einkaufen gefahren oder haben eine Freundin besucht? Die Mehrheit der Deutschen, etwa 57 Prozent, hat dafür und für alle anderen Wegstrecken ein Auto genutzt. Bezogen auf die gefahrenen Kilometer sind es sogar rund 80 Prozent! Noch immer spielen per Bahn, Bus, Fahrrad und zu Fuß zurückgelegte Strecken eine untergeordnete Rolle im Verkehrsmix in Deutschland.
Das liegt zum einen an der Liebe der Deutschen zum Auto, dem Statussymbol schlechthin, dem Wunschbild von Freiheit und unbegrenzter Mobilität. Zum anderen steht dahinter eine verfehlte Politik, die PKW und LKW gegenüber anderen Verkehrsträgern bis heute bevorzugt. Die gute Nachricht: Zumindest bei Jüngeren verliert das Auto als Inbegriff modernen Lebens an Zuspruch. Vor allem in den Städten wollen immer mehr Menschen kein eigenes Auto besitzen und nutzen stattdessen, wenn sie doch einmal eines benötigen, Carsharing-Angebote oder andere Alternativen. Das Bewusstsein für die schädlichen Auswirkungen des Individualverkehrs steigt. Die schlechte Nachricht: Die Bundesregierung unternimmt zu wenig, um die Abkehr vom Auto zu fördern. Im Gegenteil: Auch im aktuellen Verkehrswegeplan ist das meiste Geld für den Bau und die Instandhaltung von Straßen vorgesehen. Während die Autolobby ihre Wünsche reihenweise in dieses Dokument einspeisen konnte, hat das Verkehrsministerium keinen einzigen Alternativvorschlag von Umweltverbänden aufgenommen.
Auch die Elektromobilität kommt nur langsam voran. Deutschland droht seine eigenen Klimaschutzziele vor allem zu verpassen, weil die CO2-Emissionen aus dem Verkehr nicht sinken. Da bremst die Autolobby eine Entwicklung aus, die ihr noch teuer zu stehen kommen wird: Bei E-Autos ist deutsche Autoindustrie gegenüber der Konkurrenz vor allem aus Asien deutlich ins Hintertreffen geraten. Aber Vorsicht: Für lebenswertere Städte brauchen wir nicht nur Elektromobilität, sondern insgesamt deutlich weniger Autos. Außerdem benötigt die Elektromobilität eine große Menge Rohstoffe, die vor allem aus dem globalen Süden kommen, bei deren Förderung jedoch grundlegende menschenrechtliche, soziale und ökologische Standards missachtet werden. Einmal mehr externalisieren wir die Kosten unseres Lebensstils, zu Lasten von Menschen und Umwelt in der Demokratischen Republik Kongo, Tansania, Argentinien, Bolivien und vielen Ländern mehr. Und einmal mehr verweigern sich Konzerne aus Deutschland und anderen Ländern des globalen Nordens verbindlichen Standards in den Lieferketten, die aus den Abbauländern im Süden in den Norden führen.
Dieses Dossier hat die Südlink-Redaktion zusammen mit PowerShift erarbeitet. INKOTA und PowerShift arbeiten gemeinsam zum Thema Ressourcengerechtigkeit und dabei vor allem für eine menschenrechtliche Sorgfaltspflicht deutscher Unternehmen im globalen Süden.
Eine interessante Lektüre wünschen Ihnen
Michael Krämer (Südlink) und
Laura Weis (PowerShift)
Zu den Autor*innen
Michael Krämer arbeitet bei INKOTA und ist Redakteur des Südlink-Magazins.
Michael Krämer arbeitet bei INKOTA und ist Redakteur des Südlink-Magazins.
Laura Weis ist Referentin für Klima- und Ressourcengerechtigkeit bei PowerShift und arbeitet zu den Themen Erdgas, Fracking, Kohleausstieg in Deutschland und den entwicklungspolitischen Folgen der deutschen Verkehrspolitik.
Laura Weis ist Referentin für Klima- und Ressourcengerechtigkeit bei PowerShift und arbeitet zu den Themen Erdgas, Fracking, Kohleausstieg in Deutschland und den entwicklungspolitischen Folgen der deutschen Verkehrspolitik.
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Der Südlink ist das Nord-Süd Magazin von INKOTA. Eine Übersicht über das Südlink-Magazin finden Sie hier.