Südlink zur Agrarökologie erschienen
Südlink 189 - Agrarökologie: Wege in die Landwirtschaft der Zukunft
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
„keine der modernen Technologien, die das Ziel hatten, Erträge und Nahrungsmittel- produktion zu steigern, sind nachhaltig“. Dieses vernichtende Urteil über das agrarindustrielle Entwicklungsmodell stammt weder von einem Ökoaktivisten noch von einer Biobäuerin, sondern von Mankombu Sambasivan Swaminathan, dem Gründervater der Grünen Revolution in Indien. Aber nicht nur der Wissenschaftler aus dem südindischen Tamil Nadu hat dazugelernt. Klimawandel, ausgelaugte Böden und der immer größere Verlust an Biodiversität bewegen immer mehr Einzelpersonen und Organisationen dazu, ihre Positionen zu überdenken. Bis hin zur Welternährungs- organisation FAO, über Jahrzehnte hinweg eine wichtige Fürsprecherin der Grünen Revolution. So erklärte der damalige FAO-Generalsekretär Graziano da Silva bei einer von der FAO organisierten Konferenz im vergangenen Jahr: „Wir brauchen einen Wandel unseres Landwirtschaftssystems hin zu gesünderen und nachhaltigeren Ernährungssystemen. Agrarökologie kann hierfür einen wichtigen Beitrag leisten.“
Recht hat er! Ohne Agrarökologie wird es keine zukunftsfähige Landwirtschaft geben. Warum dies so ist, erläutert Lena Bassermann im Einleitungsbeitrag zu unserem Dossier. Zu den Stärken dieses Konzepts zählt sie, dass es ökonomische, ökologische, soziale und politische Dimensionen berücksichtigt und traditionelle mit neu entwickelten landwirtschaftlichen Methoden kombiniert. Ein integraler und zugleich höchst moderner Ansatz also.
Ein Ansatz aber auch, der den Interessen einer konzerngetriebenen Landwirtschaft diametral entgegensteht. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Konzerne wie Bayer und andere versuchen, Agrarökologie in ihrem Sinne umzudeuten. Der Lobbyverband CropLife International etwa, dem neben Bayer viele andere führende Agrarkonzerne angehören, versucht den Begriff Agrarökologie seiner zentralen Inhalte zu berauben, schreibt Lena Michelsen in ihrer Kritik an Bayers Greenwashing-Strategie.
Warum aber all die Verdrehungen? Weil es immer offensichtlicher wird, dass wir Abschied nehmen müssen vom konventionellen Agrarmodell einer Intensivlandwirtschaft, das nicht nur im Zeichen der Klimakrise immer stärker als Ursache vieler Probleme wahrgenommen wird. Milliardengeschäfte würden verlorengehen, wenn sich eine agrarökologische und zukunftsfähige Landwirtschaft durchsetzt, so die Angst in einigen Konzernzentralen, die dies unter allen Umständen verhindern wollen.
In diesem Dossier haben wir viele gute Gründe für eine zukunftsfähige Landwirtschaft, die auf den Prinzipien der Agrarökologie beruht, zusammengetragen – und so einige Beispiele dafür, wie gut agrarökologische Ansätze schon heute funktionieren. INKOTA jedenfalls wird sich gemeinsam mit zahlreichen Partnerorganisationen im globalen Süden, die in ihrer Projektarbeit immer häufiger selbst auf agrarökologische Konzepte setzen, weiterhin für deren Verbreitung einsetzen.
Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen
Michael Krämer
Zum Autor
Michael Krämer arbeitet bei INKOTA und ist Redakteur des Südlink-Magazins.
Michael Krämer arbeitet bei INKOTA und ist Redakteur des Südlink-Magazins.
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