Südlink zum Thema Pestizide erschienen
Gefährliche Pestizide: Für eine Landwirtschaft ohne Agrargifte
Liebe Leser*innen,
mehr als 65 Milliarden US-Dollar ließ sich der Bayer-Konzern den US-amerikanischen Agrar- und Gentechnikriesen Monsanto bei dessen Übernahme im Jahr 2016 kosten. Ein wichtiger Anreiz für den Megadeal war das von Monsanto entwickelte Glyphosat, das weltweit am meisten verkaufte Pestizid.
Wie wenige andere steht Monsanto als Symbol für eine fehlgeleitete Agrarindustrie und leistet einen entscheidenden Beitrag zur Vergiftung von Mensch und Umwelt, der Beschleunigung des Klimawandels und zum Verlust an Biodiversität. Doch auch von der weit verbreiteten Kritik, mit Monsanto einen wegen seiner Geschäftspraktiken in vielen Regionen der Welt verhassten Konzern zu erwerben, ließ sich Bayer nicht beirren. Zu attraktiv erschien Glyphosat angesichts eines Weltmarkts für Pestizide, auf dem bereits im Jahr 2018 rund 58 Milliarden US-Dollar umgesetzt wurden, Tendenz steigend. Noch erscheint der Kauf von Monsanto als Fehlinvestition: Zu groß sind die Kosten für bereits bezahlte und noch ausstehende Strafen in zehntausenden Verfahren allein in den USA, in denen Menschen, die Glyphosat nutzten, schwer, zumeist an Krebs erkrankten. Die Klagewelle gegen Bayer-Monsanto ist allerdings nur das prominenteste Beispiel für die großen Gefahren, die weltweit von hochgefährlichen Pestiziden ausgehen.
Über 300 Produkte umfasst die Liste hochgefährlicher Pestizide, die das Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) seit 2009 erstellt und laufend aktualisiert. Vehement kritisiert die Agrar- und Chemieindustrie diese Liste, die auch die Kriterien der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) sowie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einbezieht. Und doch konnten Umwelt-, Entwicklungs- und viele andere Organisationen in den letzten Jahren Erfolge beim Verbot einiger Pestizide erzielen. Zum Beispiel in Europa, wo besonders gefährliche Pestizide, die hormonell wirksam, erbgutschädigend oder krebserregend sind, nicht mehr zugelassen werden. Auch wurde einer ganzen Reihe gefährlicher Pestizide oder Wirkstoffe, wie zum Beispiel dem hoch toxischen Paraquat, in der EU bereits die Genehmigung entzogen – oder ist eben diese Genehmigung schwer umkämpft wie bei Glyphosat, das mit tausenden Todesfällen weltweit in Verbindung gebracht wird.
Gemeinsam mit dem Pestizid Aktions-Netzwerk hat INKOTA nun die Kampagne „Giftexporte stoppen!“ gestartet. Noch immer dürfen europäische Konzerne wie Bayer oder BASF Wirkstoffe und Pestizidprodukte, die in der EU als zu gefährlich gelten und daher verboten sind, ins Ausland exportieren oder sie dort produzieren. Ein gefährlicher Doppelstandard, der auf Kosten der Gesundheit der Menschen und der Umwelt im globalen Süden geht. Dieser Skandal muss ein Ende haben!
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Michael Krämer
Michael Krämer arbeitet bei INKOTA und ist Redakteur des Südlink-Magazins.
Michael Krämer arbeitet bei INKOTA und ist Redakteur des Südlink-Magazins.
Gefördert durch Brot für die Welt aus Mitteln des Kirchlichen Entwicklungsdienstes, der Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit des Landes Berlin, der Stiftung Nord-Süd-Brücken, durch Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), sowie der Deutschen Postcode Lotterie. Für den Inhalt dieser Publikation ist alleine INKOTA verantwortlich; die hier dargestellten Positionen geben nicht den Standpunkt der Zuwendungsgeber wieder.