Südlink zum Thema kritischer Konsum erschienen
Kritischer Konsum: Was kann er erreichen - und was nicht?
Liebe Leser*innen,
der Entwurf für ein Lieferkettengesetz, auf den sich das Bundeskabinett Mitte Februar geeinigt hat, ist ein großer Erfolg für INKOTA und viele weitere Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisationen, die sich mit einer mehrjährigen Kampagne dafür engagiert haben. Die Chancen stehen nun sehr gut, dass das Parlament noch vor der Bundestagswahl im kommenden September ein Gesetz verabschiedet, das Unternehmen zum Schutz der Menschenrechte in ihrer Lieferkette verpflichtet.
Das ist ein Grund zu feiern, auch wenn der Entwurf einige Schwachstellen aufweist. So fehlt die zivilrechtliche Haftung, die es den Opfern von Verletzungen der Sorgfaltspflichten durch deutsche Unternehmen erlauben würde, vor deutschen Gerichten gegen diese zu klagen. Und auch soll das Gesetz nur für relativ große Unternehmen gelten. Mehr war gegen den hartnäckigen Widerstand der Unternehmenslobby momentan nicht zu erreichen. INKOTA und andere aber werden sich auch weiterhin für eine bessere politische Regulierung unternehmerischen Handelns einsetzen.
Genau dies benötigen wir: Klare Regeln und Gesetze zum weltweiten Schutz der Menschenrechte, für mehr ökologische Nachhaltigkeit unseres Wirtschaftssystems und um eine Verbesserung der sozialen Lage von Millionen Arbeiter*innen im globalen Süden zu erreichen. Unternehmen hingegen wollen nur freiwillige Selbstverpflichtungen, die eher unverbindlich und schwer zu überprüfen sind.
Oder aber sie versuchen, die Verantwortung auf die Verbraucher*innen abzuwälzen. Ganz so, als ob wir mit unserem individuellen Konsumverhalten entscheiden könnten, was produziert wird und unter welchen Bedingungen dies geschieht. Das schlechte Gewissen der Konsument*innen, um vom Fehlverhalten der Unternehmen abzulenken.
Dabei ist es angesichts der beginnenden Klimakatastrophe und des millionenfachen Elends prekärer Arbeitsplätze in Nord und Süd durchaus richtig, wenn Konsument*innen sich genau überlegen, was sie kaufen und von wem. Wer es sich leisten kann, soll zu ökologisch und fair hergestellten Waren greifen. Auf zum Biomarkt und in den Eine-Welt-Laden!
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„Bewusster“, „kritischer“ oder „ökologischer“ Konsum ist sinnvoll und wichtig. Dumm nur, dass er auch eine Frage des Einkommens ist – und es sich viele Menschen gar nicht leisten können, da mitzumachen. Ein Spannungsfeld, das auch Fridays for Future beschäftigt, so Quang Paasch, einer ihrer Sprecher in Deutschland im Südlink-Interview. Binnen kurzem entstand eine Bewegung, in der Millionen junger Menschen auf die Straße gingen, um gegen die fortschreitende Zerstörung des Klimas zu protestieren. Sie haben begonnen, ihr eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen und sich gegen Flugreisen und klimaschädliche Fleischproduktion ausgesprochen. Doch viele von ihnen sind dabei nicht stehengeblieben – und fordern eine radikale Transformation unserer Wirtschaft.
Das klingt gut und interessant – wie so manches andere in diesem Südlink. Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen
Michael Krämer
Michael Krämer arbeitet bei INKOTA und ist Redakteur des Südlink-Magazins.
Michael Krämer arbeitet bei INKOTA und ist Redakteur des Südlink-Magazins.
Gefördert durch Brot für die Welt aus Mitteln des Kirchlichen Entwicklungsdienstes, der Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit des Landes Berlin, den Katholischen Fonds, der Stiftung Nord-Süd-Brücken, durch Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Für den Inhalt dieser Publikation ist alleine INKOTA verantwortlich; die hier dargestellten Positionen geben nicht den Standpunkt der Zuwendungsgeber wieder.