Publikationen

Rohstoffwende statt Abwrackprämie!

In dieser neuen Publikation erläutern INKOTA und unsere Partner*innen warum eine Rohstoffwende notwendig ist.

von Beate Schurath
Veröffentlicht 4. MAI 2020

Als Antwort auf die Corona-Krise rufen die deutschen Autohersteller im Chor nach staatlicher Hilfe in Form einer Abwrackprämie 2.0. INKOTA und viele andere Entwicklungs-, Menschenrechts- und Umweltorganisationen finden stattdessen: Wir brauchen eine Rohstoffwende! Deshalb veröffentlichen wir gemeinsam das Argumentarium „12 Argumente für eine Rohstoffwende“. In diesem verdeutlichen wir mit anschaulichen Fakten und Beispielen, warum wir in Abbau, Weiterverarbeitung, Verbrauch und Nutzung von Rohstoffen einen radikalen Wandel brauchen.

Mit der neuen Publikation stellen wir knapp und präzise den Status quo beim Umgang mit metallischen Rohstoffen dar: Der enorme Rohstoffverbrauch in Deutschland ist wasser- und landintensiv, gefährdet Leben und bringt Menschen und Staaten im globalen Süden in Abhängigkeit. Gleichzeitig sind metallische Rohstoffe ein blinder Fleck in der deutschen Nachhaltigkeitspolitik.

Eine wirkliche Rohstoffwende bedeutet einen konsequenten politischen Kurswechsel, der Menschenrechte, Naturschutz und das Gemeinwohl ins Zentrum setzt. „Unsere Forderungen beschränken sich nicht allein auf die Rohstoffpolitik. Eine wirksame Rohstoffwende erfordert vielmehr eine starke Koordination verschiedener Politikbereiche, insbesondere von Energie-, Verkehrs-, Infrastruktur-, Handels- und Investitionspolitik. Denn: Klimakrise, Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung weltweit lassen sich nicht mit isolierten Maßnahmen wirksam verändern“, erklärt INKOTA-Rohstoffreferentin Beate Schurath.

Allein mit mehr Effizienz, besseren Recycling-Systemen und neuen Technologien sind die weltweiten Probleme bei Rohstoffabbau und -weiterverarbeitung nicht in den Griff zu bekommen. Bisher tauchen in den notwendigen Debatten um Energiewende, Verkehrswende, Agrarwende oder Digitalisierung die Fragen der Verfügbarkeit, Endlichkeit und nachhaltigen Nutzung von Metallen nur am Rande auf.

Politische Fehlanreize verhindern nachhaltige Rohstoffnutzung

Die aktuelle Diskussion rund um eine neue Abwrackprämie zeigt, wie politische Fehlanreize einer nachhaltigen Rohstoffnutzung entgegenlaufen und Wegweiser in eine völlig falsche Richtung setzen. Statt den Rohstoffverbrauch mit Konjunkturmaßnahmen wie einer neuen Kaufprämie für Neuwagen noch anzuheizen, muss die Verkehrs- und Energiewende mit einer Rohstoffwende einhergehen. Denn schon heute ist die Automobilindustrie einer der Hauptkonsumenten von metallischen Rohstoffen. So gehen 75 Prozent der Blei-, 40 Prozent der Platin-, 37 Prozents der Zink-, 26 Prozent der Stahl- und 9 Prozent der Kupferimporte in die Automobilindustrie. Der Rohstoffverbrauch droht durch Zukunftstechnologien wie E-Autos sogar noch massiv zuzunehmen, wenn die Menge an privaten PKWs nicht um mindestens 50% reduziert wird!

Argumentarium: Debattenbeitrag für Paradigmenwechsel

Für INKOTA ist die Veröffentlichung des Argumentariums auch der Auftakt zu einer gesamt-gesellschaftlichen Diskussion. Mit unseren Partner*innen möchten wir aufzeigen, wie notwendig eine Veränderung des extraktiven Wirtschaftsmodells ist. Außerdem formulieren wir erste Ideen, wie dieser Wandel konkret aussehen muss. Damit reagieren wir auch auf den zunehmenden weltweiten Widerstand gegen Bergbauprojekte. Schwankende Preise an den Rohstoffmärkten, einseitige Exportausrichtung und Abhängigkeit von Rohstoffabbau: Das auf Rohstoffexporten aufbauende Wirtschaftsmodell birgt in zahlreichen Ländern Gefahren für die Versorgung der Bevölkerung und die Handlungsfähigkeit von Regierungen, die einen Großteil ihrer Einnahmen aus dem Verkauf dieser Rohstoffe bestreiten.

Es ist Zeit, diesen Teufelskreislauf zu durchbrechen! Dazu brauchen wir eine Rohstoffwende, die sozial-ökologische Gerechtigkeit schafft und ressourcenreichen Ländern eine Diversifizierung ihres Wirtschaftens und damit auch mehr Krisenfestigkeit ermöglicht.

Wie die Rohstoffwende gelingt

Kompliziert ist es nicht. Um eine Rohstoffwende einzuleiten, sind unserer Meinung nach vor allem zwei Dinge zentral:

  1. Möglichst viele Erze müssen im Boden bleiben. Nahezu alle Metalle und Mineralien im Gebrauch müssen dafür in einem möglichst verlustfreien Kreislauf geführt werden. Auch müssen Länder wie Deutschland den Primärrohstoffverbrauch in absoluten Zahlen reduzieren.
  2. Alle Rohstoffe, Produkte und Vorprodukte, die wir auch in Zukunft benötigen, müssen unter höchsten ökologischen und sozialen Standards abgebaut, genutzt und weiterverarbeitet werden. Es muss unmöglich sein, durch den Kauf eines Produktes in Europa indirekt Menschenrechtsverletzungen oder Umweltzerstörung in anderen Ländern zu unterstützen.

Sind Sie überzeugt? Dann fordern Sie mit uns gemeinsam eine #Rohstoffwende!

Gefördert durch Brot für die Welt aus Mitteln des Kirchlichen Entwicklungsdienstes, der Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit des Landes Berlin sowie durch Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

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