Eine Saatgutbank gegen den Hunger
Lokale Saatgutsorten in Mosambik bewahren
Alles ist vorbereitet für die feierlich Eröffnung: Im Schatten der Bäume stehen die Stuhlreihen, ein buntes Eröffnungsband flattert im Wind. Zahlreiche Bäuerinnen und Bauern haben sich bereits am Standort des Bauernverbands UNAC im Distrikt Macate in Zentralmosambik versammelt. Heute wird die Saatgutbank eröffnet. Dafür sind sie von nah und fern bereits früh am Morgen oder sogar schon am Vorabend angereist. Auch Lokalpolitiker*innen werden erwartet: Um Reden zu halten, das Band zu zerschneiden, und auch die Saatgutbörse zu besuchen.
In Mosambik Saatgut retten!
Die Saatgutbank bewahrt die lokale Sortenvielfalt
Zunächst soll das Gebäude der Saatgutbank eröffnet werden. Justina Leonardo von UNAC führt die Besucher*innen in das Gebäude: Es gibt einen Lagerraum, in dem die Bauern und Bäuerinnen ihr Getreide lagern können. Außerdem stehen dort Waagen und viele Regale, Schraubgläser und Säcke, in denen das Saatgut lokaler Sorten gelagert werden kann. Noch sind diese fast alle leer – aber bis zum Tagesende stehen die ersten Saatgutbehälter im Regal: gefüllt mit verschiedenen Maisvarianten, mit Bohnen-, Hirse-, Erdnuss- und Gemüsesaat. Über die Zeit soll hier eine Anlaufstelle entstehen, an der die Bauern und Bäuerinnen eigenes Saatgut sicher lagern können, oder aber Sorten untereinander austauschen können. Zudem soll so die Sortenvielfalt der Region bewahrt werden.
Neben dem Lagerraum gibt es auch ein kleines Büro für UNAC, und einen Versammlungsraum. Heute sitzen aber alle draußen - es sind sicher etwa 250 Menschen, die an der Eröffnung teilnehmen.
Auch der Leiter der Agrarbehörde des Distrikts würdigt den Einsatz von UNAC und der Bauern und Bäuerinnen, die sich am Bau des Gebäudes beteiligt haben. Im Distrikt gibt es wenig andere Organisationen, die die Bauernschaft so unterstützen wie UNAC. So haben die landwirtschaftlichen Techniker*innen rund um das Gebäude kleine Demonstrationsfelder für die Vervielfältigung von Saatgut angelegt. Dort können auch die staatlichen Techniker*innen noch von UNAC lernen.
Auf der Saatgutbörse: Tauschen zur Sicherung der Ernährung
Die Eröffnung der Saatgutbank endet mit einem Tanz- und Musikprogramm. Danach beginnt die Saatgutbörse: Bauern und Bäuerinnen aus der Region haben ihr Saatgut und teils auch ihre Ernteprodukte oder verarbeiteten Produkte mitgebracht, um sie untereinander zu tauschen oder zu verkaufen. Ein großes Banner hängt neben den Marktständen: „Wenn die Bauern nicht produzieren, hat die Stadt nichts zu essen!“ steht darauf. Selbstbewusst stellen die Erzeuger*innen ihre Produkte aus und geben Tipps dazu: „Diese Hirsesorte ist besonders bekömmlich, daraus machen wir einen guten Brei für die Kinder.“, sagt Josina Francisco aus Barue. „Diesen Mais kann man auch noch spät aussäen, und trotzdem gibt es eine gute Ernte“, erklärt José Salomão Tomo aus Macate. Es werden zahlreiche lokale Maissorten ausgestellt, denn Mais ist eines der Hauptnahrungsmittel der Menschen in Manica. Viele der Sorten sind lange haltbar und lagerfähig, anders als der teure Hybridmais der Saatgutkonzerne. Dies trägt zur Sicherung der Ernährung bei – die Menschen haben auch nach der Ernte noch genügend Reserven.
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Nächstes Ziel: faire Vermarktung der lokalen Produkte
Viele Frauen haben auch verarbeitete Produkte mitgebracht. Es gibt verschiedene Marmeladen, Trockenfrüchte aus Mangos, Ananas, Bananen und Orangen oder selbstgemachten Honig. „Was uns fehlt, ist ein verlässlicher Absatzmarkt“ erklärt Josina Francisco. Die Techniker*innen von UNAC nicken: Die Vermarktung ist bislang ein Problem. Oft fehlen Kontakte zu lokalen oder regionalen Abnehmern. Außerdem haben die Produzent*innen meist wenig Verhandlungsmacht und müssen sich mit schlechten Preisen für ihre Produkte zufriedengeben. In Zukunft wird UNAC die Bauern und Bäuerinnen auch bei der fairen Vermarktung unterstützen.